Thomas Ebner war mit den Prangerschützen Mondsee von 17. - 19. August in den Niederlanden beim europäischen Schützenfest 2018!

Zur Einstimmung auf das große Event 2024 in Mondsee hat er Eindrücke in schriftlicher und fotografischer Form mitgebracht...

Im März 2018 wurde feierlich die Ausrichtung des Europäischen Schützenfestes 2024 in unserer schönen Marktgemeinde Mondsee unterschrieben.
Doch was kommt in sechs Jahren auf uns eigentlich zu? Um das herauszufinden hätte ich mich als Tourismusdirektor von Mondsee so oder so auf den Weg nach Leudal gemacht, ebenso wie eine Delegation des Oberösterreichischen Prangerschützenverbandes mit Mitgliedern der Landesleitung als auch aus den Prangerschützenvereinen von Mondsee, Oberwang, Aurach, Treubach, Molln, etc. (Zwei 50er Busse voll halt…).

Um was geht’s genau? Alle drei Jahre treffen sich die in diversen Verbänden in insgesamt 12 Ländern organsierten Schützen (vornehmlich Gewehr- und Pistolenschützen) zu einem dreitägigen Fest, wobei im Mittelpunkt steht, den europäischen Schützenkönig zu ermitteln.

Das Programm ist einem strengen Protokoll unterworfen. Ich versuche euch einen Eindruck von diesem Spektakel zu vermitteln...

Das beschaulische Örtchen Neer in der Gemeinde Leudal, Provinz Limburg, Niederlande

Panorama vom Festgelände

Plan vom Festgelände

Freitag 17. August

Nach dem offiziellen Empfang durch den Bürgermeister und einer so genannten Investiturmesse folgt der erste Höhepunkt:

Die offizielle Eröffnung: Neben einigen Reden gibt es die schöne Tradition, dass die Flaggen aller teilnehmenden Nationen von Repräsentanten ihrer Länder gehisst werden. Dazu wurde eine lokale Brass-Band engagiert, die mit ihrem schmetterlingsartigen Dirigenten die Aufgabe hatte, die Hymnen der teilnehmenden Nationen live einzuspielen. Österreich, Deutschland, Polen hat noch gut geklappt, bei Kroatien hat sich die Band eine kurze Pause verdient, die Noten waren wohl nicht auffindbar – Musik vom Band in der Qualität eines alten russischen Volksempfängers schaffte es die Kroaten nicht schon am ersten Tag zu verärgern...

Absoluter Höhepunkt laut Protokoll ist das Hissen der Europaflagge.

In der Zwischenzeit (so ca. ab Hymne 5 von 13) sind auch unsere Prangerstutzenschützen von ihrem Ausflug nach Rotterdam am Festgelände eingetroffen. In unvergleichlicher Manier haben sie sich von hinten vom Publikum unbemerkt angeschlichen, sich ein freies Schussfeld gesucht, die Stutzen geladen und auf das Ende der Europahymne gewartet. Ganz ohne Protokoll folgte das Kommando „eervolle salut“ durch den Zeremonienmeister und 30 aufeinanderfolgende Böllerschüsse weckten das schläfrige Publikum nach dem Reden- und Hymnenmarathon wieder auf!

Auf den ersten nicht genehmigten, von hinten angepirschten und perfekt durchgeführten Prangerstutzenschützenschuss musste natürlich angestoßen werden. Dafür muss man sich „Markerl“ holen und kann dann um ein Markerl Kaltgetränke ordern.

Maximale Gebindegröße 0,2 Liter! Auf den anfänglichen Schock in den Augen der Schützen folgte ein breites Grinsen, nachdem schnell klar war, dass man das Kaltgetränk auch im Sechserpack bestellen konnte. Nur anstoßen wird halt schwierig, aber nicht unmöglich.

Prost!

Samstag, 18. August

Heute ist es so weit. Der europäische Schützenkönig wird ermittelt. Amtierender König ist übrigens Josef Lohninger aus Vöcklamarkt, ehrenvolles Mitglied unserer bescheidenen Delegation und wohl nicht unfroh, dass er die Ehre und Bürde, die er die letzten drei Jahre mit sich tragen durfte, am heutigen Tage übergeben darf.

Auf 20 Schießständen wurden 22mm-Kaliber Gewehre so montiert, dass man das Ziel – die Vogelschießscheibe – grundsätzlich (und aus Sicherheitsgründen) nicht verfehlen kann. Nach der Auslosung wer beginnt, gibt jeder der Teilnehmer einen Schuss auf die hölzerne Schießscheibe ab. In der Mitte der Schießscheibe befindet sich ein aufgemalter Vogel, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einem eingefärbten australischen Gelbhaubenkakadu besitzt. Warum die Niederländer auf einen australischen Vogel ballern wissen wohl nur sie, bei uns in Austria bietet sich wohl der Auerhahn an…

Nun – Gewinner ist nicht wer den aufgemalten Vogel mit einem Blattschuss tötet, sondern es wird rund um den Vogel die Scheibe durchlöchert. Bei demjenigen (oder auch derjenigen – der Bürgermeister von Leudal hat sich bei der Eröffnung nämlich dezidiert eine Königin gewünscht), bei dem die Scheibe dann von der Schießvorrichtung zu Boden fällt, hat im wahrsten Sinne des Wortes den Vogel abgeschossen. Wenn das passiert, applaudieren Tausende, die Stimme des Moderators überschlägt sich, der Schütze fällt in einen Freudentaumel und bekommt eine so eine stattliche Menge Orden umgehängt, die einen mittleren mitteleuropäischen Christbaum ordentlich dekorieren würden.

Schießstand

TeilnehmerInnen unserer Delegation am Königsschießen, in der Mitte
der noch amtierende Schützenkönig Johann Lohninger aus Vöcklamarkt

Sonntag, 19. August

Festzelt No.1

Absoluter Höhepunkt heute – der große Schützenumzug. In Summe waren 483 Vereine zu Teilnahme am Umzug angemeldet. Start war Punkt 12:00 Uhr.
Aufgrund der zu erwartenden Teilnehmeranzahl in Kombination mit niederländischen Waffen- und Veranstaltungsgesetzen war es unseren Schützen verboten, sich am heutigen Tage mit entsprechender Lautstärke bemerkbar zu machen. Selbst die Mitnahme des Pulverfassls wurde untersagt. Nein, auch leer musste das Fassl im Munitionsdepot/Bus bleibe...

Polen

Ukraine

Bei uns unbekannte Disziplin: Fahnenschwingen...

Letzte Instruktionen für die österr. Umzugs-TeilnehmerInnen

Den BewohnerInnen von Neer sei unser Respekt ausgesprochen. Die haben sich in ihren Vorgärten Tribünen gezimmert, Freunde eingeladen und mit viel Applaus und Gejohle den durchmarschierenden Vereinen eine Freude bereitet.
Der 4,5(!)stündige Aufmarsch war sicher abwechlsungsreicher als das niederländische Fernsehprogramm. Sogar das eine oder andere Schnapserl wurde gereicht. Beim Defilee entlang der Ehrentribüne sei noch der wehmütige Kommentar erwähnt: „Ma wa des geil, wonn ma do jetzt schiaßn deafatn – hätt ma doch irgendwie a Puiva einsteckn soin“ ...

Mittendrin statt nur dabei -
beim europäischen Schützenfest 2018!

Fazit: eine absolut sehenswerte Veranstaltung mit zigtausenden TeilnehmerInnen, die ein buntes Bild und ein fröhliches Miteinander ergeben.
Das vielleicht etwas antiquierte Protokoll sorgt für einen geregelten Ablauf und gibt den tollen Rahmen für das Fest vor. Von der Anzahl der Menschen und der Organisation bereitet mir das in unserem Mondsee relativ wenig Kopfzerbrechen. Gespannt darf man sein, ob unsere Einheimischen dieselbe Begeisterung wie die dortige Bevölkerung entwickeln werden.

Als Musiker wissen wir bereits jetzt, dass wir 2021 nach Deinze (Belgien) fahren müssen – hier findet das europäische Schützenfest 2021 statt.
Das Protokoll schreibt eine geregelte Übergabe an den Veranstalter des kommenden Schützenfestes vor. Daher wird die Verantwortung für das Schützenfest 2021 an Mondsee für 2024 übergeben werden. Dazu brauchts natürlich Pauken und Trompeten statt Pfeiferl und Glockenspiele...

Auf ein Wiedersehen in Deinze/Belgien 2021
und in Mondsee 2024!
Wir freuen uns!

Text und Fotos:
Thomas Ebner
Bericht:
Renate Mayrhofer