170 Jahre Bürgermusik - Teil 7

Die Bürgermusikkapelle und der Gast...

...von Sommerfrische, Fremdenverkehr und Tourismus, sowie von Festen und Feiern zu Ehren bedeutender Gäste und einheimischen Gönnern.

Gastbeitrag von Thomas Ebner, Bürgermusiker und Tourismusdirektor von Mondsee

 

170 Jahre BMK
 

1833, 15 Jahre vor der Gründung der Bürgermusikkapelle Mondsee, tauchte der Name Mondsee zum ersten Mal in einem Fremdenführer auf. Dass sich zu heute nicht viel (oder alles) geändert hat, zeigt ein Zitat:

„Wenn der Wanderer irgend schon belehrt ist, so weiß er, daß überall in Mondsee für den Fremden gut sein ist, denn die Gasthäuser sind bürgerlich ländlich, reinlich und gar nicht theuer; hat auch jeder ein zierliches Plätzchen mit Schildereien, leichten und frischen Betten und glänzend feinem Leinenzeug und bequemen, gar schön gearbeiteten Schränken, Kisten, Kasten… Liebt er die Aussicht auf See und Gebirg und will gern beim Erwachen am Morgen die flammende Purpurpracht der Felshöhen gleich aus der ersten Hand, so geht er zum Lebzelter Vinzenz, dort, wenn er in den Markt vom See her kommt, links in das große gelbe Haus…“
(aus Helmuth von Chezcy, Norika, neues ausführliches Handbuch für Alpenwanderer und Reisende durch das Hochland in Österreich ob der Enns, Salzburg…; München 1933).

So richtig startete der Fremdenverkehr in Mondsee aber erst im Jahre 1867 durch, als der damalige Bürgermeister Peter Tafner die Sommerfrischler als willkommene Abwechslung (und Einnahmequelle) für den zu dieser Zeit doch beschaulichen Ort Mondsee erkannte. Daraufhin entwickelte sich rasant eine dem Fremdenverkehr dienliche Infrastruktur (das so genannte Kotbacherl, welches die Abwässer durch den Ort in den See ableitete, wurde etwa erst 1883 verbaut – zum Glück baute man neben der Kanalisation auch gleich entsprechende Wasserleitungen für Frischwasser mit…).
Ebenfalls 1883 wurde die erste Mondseer Curanstalt eröffnet und zur Jahrhundertwende verfügte Mondsee bereit über mehrere Seebäder, eine Seepromenade, Schifffahrt, Hotels und pflegte der Alpenverein Mondsee bereits alle noch heute bekannten Wanderwege. Auch der Musikpavillon beim Seerestaurant stammt aus dieser Zeit.

Link zu alten Postkartenansichten vom damaligen Mondsee

Die Chronik der Bürgermusikkapelle beginnt ja leider erst im Jahr 1881, wobei einzelne Veranstaltungen erst ab 1892 vermerkt sind. Doch dürfte es in Mondsee vor allem durch die Sommerfrischler in den Sommermonaten ein reges Musikleben gegeben haben. Konzerte für die „Curgäste“ und das Mitwirken am Seefest standen bereits in diesen Jahren an der Tagesordnung.

Ein jährlicher Fixpunkt war eine Serenade zu Ehren der Fürstin von Wrede am 31. Juli. Der Ablauf dieser Serenade ist durch die Erinnerungen von Bruno Reiffenstein (geb. 09.08.1868; gest. 30.04.1951) einem Wiener Fotografen und Lehrer aus Wien, welcher seine Sommerfrische in Mondsee verbrachte gut dokumentiert:

„Der Ablauf und das Programm dieser Serenade schien ein für alle Mal festgelegt. Es begann mit guten altbewährten Opernmelodien seriöser Natur und ging in der zweiten Nummer zur heiteren Muse über, worauf als dritte ein jeweils populäres Tanzstück, Walzer oder Polka, folgte. Den Schluss bildete immer ein flotter Marsch, den die Bürgermapelle stets fix und fertig für alle Zwecke verwendbar am Lager hatte und den sie nur so aus dem Handgelenk schüttelte.“

Für besondere Begeisterung beim Autor sorgte im Übrigen die Darbietung von Auszügen aus Verdis Oper Nabucco – die der damalige Kapellmeister und Uhrmacher Carl Stark rund 40 Jahre nach der Uraufführung für die Bürgermusikkapelle adaptiert hatte. In vornehmer Zurückhaltung ist nicht überliefert, wie sich die jährliche Honoration durch die Fürstin in der Musikkasse niedergeschlagen hat...

Der Wiener Operettenkomponist Carl Michael Ziehrer pflegte seine Sommerfrische am Mondsee zu verbringen. Dass ihm die Bürgermusikkapelle Mondsee hie und da ein Ständchen spielte ist überliefert, ob dabei bereits der 1890 von Ziehrer komponierte „Schönfeldmarsch“ zum Besten gegeben wurde ist nicht überliefert. Heutzutage ist der Schönfeld-Marsch der Traditionsmarsch der Bürgermusikkapelle Mondsee, der typischerweise ein Sommerkonzert beendet.

170 Jahre BMK

Als 1938 die dunkle Zeit des Zweiten Weltkrieges begann wurde der Fremdenverkehrsverein Mondsee in den Landesfremdenverkehrsverband Gau Oberdonau eingegliedert. Nach mehrmaliger Aufforderung, doch einen von dieser neuen Institution ausgeschickten Fragebogen zu retournieren, wurde dann endlich doch seitens des damaligen Bürgermeisters geantwortet.

Fragebogen:

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Antwortschreiben:

170 Jahre BMK

Gleich nach dem Krieg fand die wohl bisher größte Veranstaltung in Mondsee statt – wurde doch 1948 das 1.200jährige Jubiläum gebührend gefeiert. Die Bürgermusikkapelle war dafür jeden Tag bestellt und vermerkte in ihrer Chronik:

„Wir mussten sehr viel musizieren und die Musiker bekamen dadurch einen sehr guten Ansatz und eine großartige Spieltechnik. Beim Schlusskonzert anlässlich des Feuerwerks am See, wo wir im Musikpavillon spielten und annährend 12.000 Personen am Kai waren, haben sich viele Personen erkundigt welche Kapelle da konzertiert. Sie waren alle erstaunt, dass Mondsee über eine so gute Musik verfügt. Ich betone ausdrücklich, dass wir keine Aushilfsmusiker hatten.“

Und das, obwohl der Neustart der Bürgermusik am 23.04.1946 lediglich mit 21 Mann erfolgte.

170 Jahre BMK

 

Apropos Feuerwerk am See: Am 27. August 1895 vermerkt die Chronik ein Konzert beim See- und Uferfest. Es ist dies der älteste Hinweis auf das Seefest Mondsee – die ältesten Belege eines Seefest Mondsee die mir zugänglich sind stammen von einem Seefest-Plakat aus dem Jahre 1954. Die Bürgermusik dürfte übrigens für Speis und Trank musiziert haben, denn aus der mir vorliegenden Buchhaltung aus diesem Jahr ergibt sich keine Gage für die Musik. (Erwähnenswert erscheint mir am Plakat übrigens der Sonderzug Richtung Salzburg…)
Auch heute noch, 123 Jahre später, ist Blasmusik ein nicht wegzudenkender Teil am Seefest.

170 Jahre BMK

Ein anderes Dokument aus den Bürgermusik-Aufzeichnungen gibt Aufschluss über die Sommerkonzertaktivitäten in den 1960er Jahren...

170 Jahre BMK

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Hier zeigen wir Ihnen Fotos von Sommerkonzerten in den letzten 10 - 15 Jahren:

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... und unsere Gäste werden traditionell von unseren
Marketenderinnen bewirtet!

 

So musiziert nun die Bürgermusikkapelle gesichert seit rund 140 Jahren für Gäste und Einheimische, einmal in der Woche in der „Saison“, sei es am See oder ein Platzkonzert im Zentrum.
Sie erfreut mit ihrem Spiel Groß und Klein und bringt zufälligen Zaungästen bei kostenlosem Eintritt zeitgemäße Blasmusik, offenbar seit mehr als hundert Jahre auf konstant hohem Niveau, näher. Wir hoffen, dass wir noch viele weitere Jahre „unsere“ Konzerte spielen dürfen und dabei Woche für Woche zeigen können, was wir drauf haben!

Vielen herzlichen Dank...

...an unser Multitalent Thomas (Hornist, Schlagwerker, Saxophonist, Klavierspieler, Sprecher, Kassier, Tourismusdirektor, etc. ...) für den gelungenen Beitrag!

170 Jahre BMK

Seefestfrühschoppen 2009

170 Jahre Bürgermusik auf musikmondsee.at

Die Veranstaltungen der Bürgermusik Mondsee werden im Jahr 2018 ganz im Zeichen unseres Jubiläums stehen. Und hier auf unserer Homepage, feiern wir unseren runden Geburtstag mit einer 12teiligen Serie, in der wir für Sie Wissenswertes aus der Vereinschronik ausgraben, Geschichten und Anekdoten erzählen und bedeutende Persönlichkeiten unserer Vereinsgeschichte vorstellen.




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